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Palenque

So langsam müssen wir wieder Richtung Cancun. Gut 2 Wochen bleiben uns noch in Mexiko.

Letzter Stopp im Dschungel sollen die berühmten Maja Ruinen von Palenque sein. Als wir heute Morgen in unserer Hütte am Flüsschen zusammen packen, ist alles feucht. In der Nacht hat es stundenlang geregnet. Das war ein ohrenbetäubender Krach auf dem Wellblechdach. Trotzdem sind wir irgendwann gut unter unserem Moskitonetz eingeschlafen.

Der Nebel ist noch dicht als wir in die feuchten Fahrklamotten steigen. Die Luftfeuchtigkeit ist schon heftig hier. Das fühlt sich nicht immer gut an, aber mit dem Fahrtwind wird es besser.

Bis Palenque gibt es nochmals 150 wunderbare kurvige Kilometer mit überbordender Natur. Alles ist üppig grün.

Für heute habe ich das Kin Balam gebucht. Ein Pärchen unterwegs hatte uns erzählt "Da ist es total schön und nachts gibt es Brüllaffen." Ohne nochmal so richtig zu recherchieren habe ich die letzte verbliebene Möglichkeit "Cabana mit Doppelbett und Gemeinschaftsbad" gebucht.

Als wir in unserer Hütte stehen sagt Bernd nur "Das ist jetzt nicht dein Ernst!?" Ich muss mir ein Grinsen verkneifen und frage scheinheilig  "Wieso?"  Unsere Cabana hat vielleicht 7 Quadratmeter. Untenrum bis auf 80 cm Höhe gemauert. Eine Holzkonstruktion trägt das Blechdach. Dazwischen gibt es eine stabilere Version eines Kanickeldrahtes plus Mückengitter, natürlich mit ausreichend Löchern, dafür aber zum Sichtschutz, immerhin ringsherum einen braunen Vorhang. Wir stehen also in unserer doch recht schlichten Unterkunft und ich sage " immerhin....es gibt einen Ventilator und wenn du denkst das ist schlecht, schau in die Nachbarhütte, da stehen bei der selben Raumgrösse 2 Etagenbetten drin. Dagegen haben wir es doch echt deluxe." "Schlimmer geht immer" ist Bernds Antwort aber er gibt sich geschlagen. Schnell ist eine Schnur gespannt und unser Moskitonetz daran befestigt. Wer weiss, welche Attacken heute Nacht geflogen werden.

Wir beschliessen morgen früh die Ruinen zu besichtigen, da es wirklich schwül-heiss ist, und heute Nachmittag nur zu chillen. 

Da hat "unser Pärchen" Recht, es gibt einen wirklich netten Poolbereich mit Liegen, Hängematten und Wiese. Die Atmosphäre ist sehr relaxt. Ich muss wohl nicht erklären, dass wir den Altersdurchschnitt nennenswert erhöhen, was aber überhaupt kein Problem ist. Na ja und nach einer leckeren Margaritha ist die Hütte auch schon gar nicht mehr so schlecht .

Wir schaffen es tatsächlich am nächsten Morgen die ersten Touristen zu sein, die die Ruinen betreten. Vor uns haben bestimmt schon hundert Verkäufer ihre Tücher und Waren ausgebreitet. Das ist hier so ganz anders als in Yaxchilan, wo es absolut nix gibt, außer Ruinen und Dschungel. Es ist trotzdem schön und irgendwie müssen die Leute hier ja auch leben. Da wo es schön ist, sind halt auch andere. Gemütlich wandern wir durch die grosse Anlage. Aufgrund von Corona darf man leider keinen Tempel betreten (um die Fledermäuse nicht zu infizieren, damit diese keine neue Variante ausbrüten).

In der archäologischen Zone von Palenque befinden sich die Ruinen einer ehemaligen Mayametropole. Nur etwa 5 Prozent sind bisher ausgegraben. Der Rest ist vom Dschungel überwachsen. Das in der Nähe wohnende Volk der Lacandonen wird als direkter Nachkomme der ehemaligen Bewohner des alten Palenque betrachtet. Vorgestern haben wir einige Lacandonen gesehen. Zum Teil tragen sie weisse Kleider, auch die Männer und sehen wie richtige Indianer aus. Das hört sich vielleicht blöd an, aber sie haben wunderschöne, ausdrucksstarke Gesichter und tragen lange, offene, schwarze Haare. Wir haben natürlich keine Photos gemacht, wie wir überhaupt in ganz Chiapas niemanden photographiert haben. Wir haben auch nicht gefragt, denn die Menschen glauben hier, dass mit jedem Photo ein Stück ihrer Seele verloren geht.

Die Ruinen, für die oft künstliche Terrassierungen angelegt wurden, schmiegen sich an die grünen Hügel des Hochlands an. 

Nahezu alle Gebäude waren wohl mit feinen und detailreichen Stuckreliefs verziert, sowohl im Inneren als auch an den Außenwänden. Nur sehr wenig ist davon noch erhalten. Kein Wunder in diesem feucht, warmem Klima.


Die ersten Spuren der Besiedelung lassen sich im vierten Jahrhundert nach Christus nachweisen, also zu einer Zeit, in der der Aufstieg vieler wichtiger Zentren im südlichen Tiefland begann. Im 6. Jahrhundert entwickelte sich Palenque dann zu einer lokalen Großmacht. Da begann in "Deutschland" etwa das Mittelalter. Die letzte bekannte kalendarische Inschrift ist für das Jahr 799 auf einer Tonscherbe verzeichnet. Palenque scheint eines der ersten großen Zentren der klassischen Periode gewesen zu sein, das dem allgemeinen Kollaps der Maya im südlichen Tiefland zum Opfer fiel. Die Gründe für diesen Kollaps sind in der Forschung immer noch umstritten. Dazu gibt es eine interessante Doku von Terra X "Söhne der Sonne - Die Maya"


Immer wieder sehen wir unbekannte Bäume und Pflanzen. Mit Bernds Pflanzen App identifizieren wir die tollsten Gewächse. Das hier ist eine Tannia, Xanthosoma sagittifolium. 

Faszinierend wie sich die neuen Blätter entfalten.

Auch hier gibt es wieder Affen, die wir immer wieder so gerne beobachten. Einer stürzt uns samt Ast fast vor die Füsse, bekommt aber einen Meter vor dem Boden noch andere kleine Ästchen zu fassen. Die nutzt er äusserst geschickt um sich wieder nach oben zu schwingen.