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Mit dem Optima Express nach Hause

Wir hatten uns schon vor einiger Zeit entschieden den Rückweg mit dem Optimaexpress etwas bequemer zu gestalten.

Abfahrt ist am Montagabend gegen 18 Uhr.

Mindestens 2 Stunden vorher müssen wir am Bahnhof in Edirne sein. Mittwochmorgen gegen 4 Uhr sollen wir laut Plan in Villach (Österreich) ankommen.

Als der Papierkram erledigt ist, stellen wir uns bei der Beladung an. 35 Autos und 3 Motorräder müssen verstaut werden. Mit eingezogenem Kopf fahren wir in den Waggon. Über uns ist bereits eine Etage Autos verladen. Die Motorräder werden ordentlich festgebunden.

Anschliessend wird uns ein Abteil zugewiesen.

Wir haben 4er Belegung gebucht und sind sehr gespannt mit wem wir 2 Nächte und einen Tag verbringen werden.

Ein türkisches Ehepaar aus Tirol wird uns zugeteilt. Zuerst kommt er mit Kühltasche und Tüten, dann sie hinterher. Ein Checkblick durchs Abteil und sie erklärt in sehr gebrochenem Deutsch: Frauen schlafen unten, Männer oben!

Erst sind wir etwas perplex, dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht laut los lachen. 

Das wollen wir ja mal sehen wer wo schläft......

Nach kurzer Zeit haben wir unsere Sachen verstaut. Es ist ein Liegewagenabteil, so wie früher, mit 3 Betten auf jeder Seite. Wir klappen das oberste Bett runter um unseren Kram drauf zu legen. So kann man unten ganz entspannt sitzen. Ali und Frau sitzen angespannt zwischen ihren Tüten und Taschen. Dann eine kurze türkische Anweisung von ihr und Ali springt auf um auch das oberste Bett runter zu klappen. Bernd hilft ihm dabei, denn Ali ist zu klein um das alleine zu schaffen. Das Eis ist gebrochen und wir bekommen erstmal etwas zu essen angeboten. Ein Gespräch ist schwierig, der Zug ist laut und die beiden sprechen, obwohl sie seit 40 Jahren in Österreich leben ein schwer verständliches Deutsch. Es ist noch nicht dunkel, da liegen die beiden schon in ihren Kojen.

Wir checken derweil das Bordrestaurant.

Vor Abfahrt des Zuges habe ich die Bar und das Restaurant photographiert. 

Ausser uns beiden sind ausschließlich Türken an Board. Alle sind sehr zuvor kommend. Wir erfahren, dass die meisten von ihnen den Zug jedes Jahr nutzen. 

Als wir zurück kommen in unser Abteil, werden wir von einem zweistimmigen Geschnarche begrüsst. Gut, dass ich meine noisecancelling Kopfhörer dabei habe.

Wir brechen "das Gesetz" und Bernd legt sich nach unten. 

Es wird eine unruhige Nacht. An die Koje und das Geschaukele muss man sich erstmal gewöhnen. Gegen 3 Uhr kommt der Bulgarische Zoll, kurze Zeit später der Serbische.

Aber irgendwie ist es auch gemütlich am Morgen wach zu werden und durchs Fenster raus zu schauen. So richtig weit sind wir nicht gekommen. Wir stehen mal wieder.

Den Tag verbringen wir mit schlafen, rumfläzen, Tavla spielen, Schwätzchen halten, essen und viel Tee trinken. Wenn man erstmal den Gedanken verdrängt hat "warum geht das hier alles so langsam?" wird die Zugreise zu einem entspannten, kontemplativen Dasein. Unterstrichen wird das Ganze noch mit unserem Gammellook. Kurz vor der Abfahrt haben wir in Edirne noch "schicke" Nikehosen gekauft.

Die Reise mit dem Optimaexpress ist ein einziges Dejavu. Es erinnert mich an Bahnfahrten durch Frankreich, Spanien  Portugal......vor 35 bis 40 Jahren. Auch damals wurde es dunkel, wenn man durch einen Tunnel fuhr. Tagsüber gibt es kein Licht im Zug.

Die zweite Nacht schlafe ich bestens. Um 4 Uhr sollen wir in Villach ankommen. Es dämmert schon, als ich das erstemal wach werde. 

Sind wir da? Ich schaue bei Google Maps wie weit es noch ist. Oh nein! Wir sind noch in Kroatien. Dann kommt noch Slowenien, dazwischen noch ein Lockwechsel.......

Mit 5 Stunden Verspätung kommen wir endlich an. Das wir dann noch eine Stunde auf die Entladung warten müssen ist auch egal.


Wir sind sehr froh, dass es heute nicht mehr weit ist. In Griechenland haben wir im Juni Harald und Ruth kennen gelernt. Sie haben uns eingeladen. Die 30 km bis an den Wörthersee reichen aber aus um klatschnass zu werden. 

Kaum das wir losgefahren sind öffnet der Himmel alle Schleusen. "Stell dich nicht so an. Für das kleine Stück lohnt es sich nicht Regenklamotten drüber zu ziehen". Bernd ist unerbittlich. Ich maule und stehe kurz vor einer Explosion.

Wie gut, dass Harald einen Heizungskeller hat.

Nach einem schönen Abend fahren wir mit Routenvorschlägen ausgestattet, einigermassen getrocknet weiter.

Ein kalter, aber wunderbarer Tag. Wir sind begeistert von den Bergen. Die Route über den Staller Sattel runter ins Antholzertal ist wunderschön.

Noch eine Nacht in Österreich und ein weiterer toller Fahrtag durch die Berge.....

Am letzten Tag durchqueren wir den Schwarzwald bei 20 Grad und purer Sonne. Dann sind wir wieder zu Hause


Wir hatten in diesem Jahr 10 Wochen Motorradreise. Keine Ahnung wieviele Kilometer es waren. Was zählt, sind im Besonderen die unzähligen netten Begegnungen. Wie immer haben wir keine einzige schlechte Erfahrung gemacht und uns wie gewohnt durch die verschiedenen Küchen geschlemmt. Dabei haben wir alles vertragen und waren keinen einzigen Tag krank.


Pläne für das nächste Jahr reifen gerade in uns.

Es ist nochmal Zeit für "etwas Aufregendes" 😊