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Auf der Suche nach den Wurzeln der Familie

Wir verlassen Krakau im Regen. Im wahrsten Sinne des Wortes, wir werden nicht warm mit Polen.

Trotz Regenklamotten über dem Motorradanzug ist es kalt. Die Griffheizung ist an. 

Das ist doch kein Sommer!!!

Wir fahren Richtung Slowakei. Eigentlich wollten wir mal wieder zelten, aber das Wetter wird einfach nicht besser. Wir buchen eine Pension 15 km hinter der slowakischen Grenze, also in Tschechien.  Der ganze Tag ist grau, viel Verkehr und keine besonders schöne Landschaft. Polen und die Slowakei entlassen uns ohne besondere Begeisterung. 

Bei U Škorńov fahren wir nach Tschechien rein. Seit einer Stunde ist es endlich trocken. Ein heroisches Partisanendenkmal begrüsst uns. Wir fahren ins Tal runter. Manchmal ist es wirklich komisch, aber hier gefällt es uns sofort. Mehr Natur, schöne Holzhäuser.

Unsere Pension Pod Pralesem ist ein Volltreffer. Neben einem sehr freundlichen Empfang, bekommen wir ein schönes Zimmer. Das hauseigene Restaurant serviert leckeres tschechisches Essen.

...und es gibt eine Hausbrauerei.

Hier hätten wir auch noch ein wenig bleiben können. Die Schafe blöken so gemütlich hinter dem Haus.

Unser Ziel ist heute die Woiwodschaft Schlesien. Den ganzen Tag fahren wir durch Tschechien und am Ende nochmals nach Schlesien/Polen rein. Wir erleben einen phantastischen Fahrtag. Schöner kann es kaum sein. Herrliche Wälder, Berge, Täler und alles auf kleinen, kurvigen Strassen. Viele Wanderer sind unterwegs. Pilze werden körbeweise aus dem Wald geschleppt.

Meine Eltern sind in der Grafschaft Glatz geboren und ich war noch nie hier. Irgendwas in mir hat sich immer gesträubt Schlesien zu besuchen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges sind diese Gebiete Polen zugesprochen worden und alle Deutschen wurden zwangsumgesiedelt. Meine Mutter kam nach Ostfriesland, mein Vater ins Sauerland. Obwohl sie aus dem selben Dorf stammen, haben sie sich erst Ende der 50er Jahren in Düsseldorf kennen gelernt.

Zuerst fahren wir nach Martinsberg hoch, dem Geburtsort meiner Mutter. Dort gibt es heute noch 2 Bauernhöfe. 

Oben hat man einen wunderbaren Weitblick.

Wir finden die Ruinen der ehemaligen Dorfkirche und ein Denkmal für die gefallenen und vermissten Soldaten des Dorfes, darunter auch der Name meines Urgrossvaters Paul Baumgarten. Wir stehen davor und sind doch irgendwie berührt. 

Zwischendurch telefoniere ich mit meiner Mutter und lasse mir nochmal erklären wer wo gewohnt hat. Sie versucht uns auch zu ihrem Geburtshaus zu lotsen. Um diese Ruinen zu finden, müssen wir zuerst durch ein Birkenwäldchen und dann über eine Kuhwiese.

Das hier ist so was von abgelegen, sogar heute noch.

Dann fahren wir wieder ins Tal nach Steingrund. Hier haben die Grosseltern meiner Mutter (mütterlicherseits) gewohnt. Das Haus gibt es nicht mehr, aber den Walnussbaum, den mein Urgrossvater gepflanzt hat.

Letzter Punkt unserer Familienrecherche ist Kieslingswalde, das heutige Idzikow. Ein 5 Kilometer langes Dorf in dem sowohl mein Vater, als auch meine Mutter später gewohnt haben und zur Schule gegangen sind. Trotz diverser Telefongespräche finden wir die Häuser nicht.

Irgendwie bekommen wir aber doch ein Gefühl dafür, wo die beiden gross geworden sind und sind froh, hier gewesen zu sein. Es sind mir noch viele Fragen eingefallen, die ich bei nächster Gelegenheit stellen muss.