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Motocamp Romania

8 superschöne Tage "Männerhaushalt" in Michelsberg (Cisnadiora) bei Sibiu. Wir treffen uns dort mit Andreas, Julian und Antonie, die wir alle aus dem Motocamp Bulgarien kennen. Später kommt noch Shane, ein Kiwi dazu.

Im Motocamp gibt es 3 Zimmer, sowie die Möglichkeit im Garten zu zelten. Das Haus ist perfekt ausgestattet mit 2 Badezimmern, Küche, Ess- und Wohnzimmer und einem Grillbereich.

Wir bewohnen das gesamte Haus und fühlen uns alle sauwohl hier, eine Wohngemeinschaft, wie früher.

Es ist unkompliziert mit den Männern.

Nach einem schönen ersten Abend mit Spaghetti, Bier und Tsuilka (rumänischer Schnaps) verbringen wir den ersten Tag beim Prolog der Red Bull Romaniacs in Sibiu. Das ist der absolute Hammer, was die Fahrer da leisten. Total irre! Wir sind fasziniert. Unvorstellbar, was die mit einem Motorrad anstellen.

Am nächsten Tag steht "selber fahren" auf dem Programm. Bernd ist durch einen kleinen Hangover aus dem Rennen, so fahre ich mit den 4 Jungs die Transalpina. Es wird ein langer und anstrengender, aber phantastischer Tag.

Unterwegs finden wir endlich einen Verkaufsstand mit Schafsfellen. Bei knapp 10 Euro pro Stück "schlagen" wir alle zu und sind jetzt die "sheep skin drivers".

Auf der Transalpina fährt jeder sein Tempo. Die Jungs brausen davon und ich geniesse es in Ruhe hinterher zu fahren. Bei Kreuzungen oder ab und an zur Pause sammeln wir uns wieder. 

Am höchsten Punkt, bei 2145 m, drehen wir um und fahren zurück. Die Wolken ziehen sich zusammen, es wird immer dunkler und beginnt zu regnen. In der Entfernung ist ein ordentliches Gewitter zu sehen. Wir haben aber Glück, der Regen hält sich in Grenzen.

Doru, der super nette Besitzer des Motocamps, hat uns für den Rückweg eine Alternativroute zur Abkürzung gegeben, 40 Kilometer Waldweg.

Als wir an den Abzweig kommen, blicke ich in einen Waldweg mit vielen Pfützen. Oh nee, denke ich, aber da kommt Antonie schon zurück, er war ein Stück in den Weg hinein gefahren. "It's not slippery", verkündigt er strahlend. Die Jungs schauen mich an......ich habe irgendwie einen mutigen Moment und lege kein Veto ein, denke nur, im schlimmsten Fall muss Andreas ( er war dreimal deutscher Enduromeister) ein Stück für mich übernehmen.

In dem Tal, durch das wir fahren, hat es definitiv mehr geregnet als oben am Berg. Wir fahren durch viele, viele Pfützen und Matsche. Teilweise gibt es tiefe Furchen, lockere Steine, Kurven, hoch und runter. Am Ende fahre ich 40 Kilometer stehend über die Strecke, was ganz schön anstrengend ist. Alle 10 Kilometer machen wir Pause. Julian und Antonie begrüssen mich jeweils mit Daumen nach oben und viel Lob. Andreas fährt hinter mir, was mich doch sehr beruhigt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich sowas fahren kann und das auch noch ohne zu stürzen. Ich bin hammerstolz und ziemlich am Ende, als wir alle total verdreckt im Motocamp ankommen.

Ein toller Tag!

Die nächsten Tage fahren wir zu verschiedenen "Spectatorpoints" der Red Bull Romaniacs. Das Wetter ist schlecht und immer wieder regnet es in Strömen. Es ist unglaublich was die Fahrer hier leisten. Das live miterleben zu dürfen ist grossartig. An den ganz schwierigen und steilen Stücken, helfen die Zuschauer den Fahrern.

An einem Tag erleben wir, wie in kürzester Zeit ein Bach zu einem reissendem Fluss wird und die kleine Brücke über die gefahren werden soll einstürzt. Der Specratorpoint lag hinter der Brücke. Wir sind grade noch rechtzeitig genug zurück, aber es waren noch 4 andere Besucher drüben. Mit einem langen Seil "retten" wir sie über den Fluss, der mit solcher Kraft ins Tal rast, das er das Motorrad eines Fahrers gut 200 Meter mit sich reisst.

Bei bestem Matschwetter findet dann am Samstag das Finale statt. 

Nach all diesen Erlebnissen brauchen wir einen Tag Ruhe. 

Ausser einem kleinen Spaziergang in Michelsberg, unserem Dorf, machen wir heute Nix. Hier haben bis vor 30 Jahren, mit Ausnahme von 2 rumänischen Familien, nur Deutsche gewohnt. Man erzählt uns, das vor mehreren Jahrhunderten angeworbene Siedler aus der Moselregion hierhin kamen und sich der moselfränkische Dialekt bis heute hier erhalten hat.

Oben auf dem Berg gibt es eine Wehrkirche aus dem Mittelalter. Wunderschön renoviert, ist sie heute Gedenkstätte für gefallene Soldaten aus dem 1. Weltkrieg.

Am letzten gemeinsamen Tag fahren wir die Transfagarasan, eine Gebirgsstrasse, die nur 4 Monate im Jahr geöffnet ist und die Grosse Walachei mit Siebenbürgen verbindet. Sie ist eins der Highlights für Motorradfahrer in Rumänien. Die Strasse bietet atemberaubende Ausblicke. Leider gibt es auf der Nordseite zu viele Auto, dabei ist heute Montag.

Nach der Passhöhe auf 2042 Metern, geht es durch einen Tunnel und auf der anderen Seite wieder runter.

.....und so ist es, wenn man mit Männern unterwegs ist

Auch heute gibt es wieder eine gute Tat. Wir konnten Motorradfahrern helfen ein neues Radlager für ihre Africa Twin zu besorgen. Schlecht, wenn sowas mitten in der Pampa kaputt ist.

Und dann ist auch schon unser letzter Morgen im Motocamp da. Mit einem lachenden und weinenden Auge geht es weiter. Julian will uns noch zwei Tage durch die Westkapaten begleiten.

Ein letztes gemeinsames Photo mit Doru dem Besitzer des Motocamps und wir sind wieder unterwegs.