· 

Kathmandu

Unser erster Eindruck: Chaos

Unser zweiter Eindruck: noch mehr Chaos

Kathmandu ist mit Nichts vergleichbar, was wir bisher gesehen haben. 

Laut, bunt, dreckig, tausend Eindrücke und Gerüche gleichzeitig und das beste vegetarische Essen, das wir je gegessen haben.

4 Nächte bleiben wir hier, bevor wir nach Istanbul weiter fliegen.

An jeder Ecke gibt es etwas Interessantes zu sehen. Es ist eine Herausforderung für alle Sinne.

Die grösste Herausforderung ist es allerdings, nicht überfahren zu werden. Selbst in den kleinen Gassen der Altstadt wird gerast, überholt und gehupt wie irre.

Wir laufen zum Swayabunath Tempel hoch. Die 375 Stufen lassen uns ordentlich schwitzen.

Von der grossen Stupa aus hat man einen schönen Blick über die Stadt.

Auf dem Weg hinunter zum Buddha Park, kommen wir an einem Affenschwimmbad vorbei. Was für ein Spass! Mit Anlauf springen sie ins Wasser und verhalten sich wie "Halbstarke". Die ganz Mutigen springen sogar von einem Lampenmast ins Wasser. Das ist quasi der "Fünfer". Einer von ihnen, der auch vom "Fünfer" springen will, traut sich dann doch nicht und klettert mit eingezogenem Schwanz wieder nach unten.

Am Eingang zum Buddhapark treffen wir uns mit Kharma Gyalphur, bei dem wir Diabetesmaterial für Bernd eingelagert hatten. Jetzt haben wir wieder genug, um problemlos bis nach Hause zu kommen.

Am Durbar Square, dem historischen Zentrum mit vielen Tempeln und dem alten Königspalast, bekommt man eine Vorstellung davon, wie es hier früher einmal war. Vier Jahre ist das grosse Erdbeben her und Vieles liegt noch immer in Trümmern. Viele der alten Gebäude sind noch abgestützt und so mancher Dollar für die Renovierung ist "versickert".

Am letzten Tag fahren wir zum Pashupatinath Tempel am Bagmati Fluss. Pashupatinath heisst wörtlich: "Herr des Lebens“ und ist eine der wichtigsten Tempelstätten des Hinduismus. Das Heiligtum wurde mit den anderen Sehenswürdigkeiten des Kathmandutals 1979 als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert.

Der Bagmati teilt die Anlage in zwei große Bereiche. Auf dem rechten Ufer liegen der Pashupatinath-Tempel und die Verbrennungsstätten, getrennt nach höheren und niedrigen Kasten. Dieser Ort hat für viele Gläubige als Platz für die „letzten Riten“ ganz besondere Bedeutung: es gilt als erstrebenswert, seine Leiche hier verbrennen zu lassen.

Auf dem linken Ufer liegt auch ein Friedhof. Sterben Kinder oder schwangere Frauen werden sie nicht verbrannt, sondern dort begraben. Auch Sadhus werden nach dem Tod nicht verbrannt, da sie "gottähnlich" sind und nicht wieder geboren werden. Sadhus  haben sich einem religiösen und asketischem Leben verschrieben und leben besitzlos. Einige von ihnen leben hier im Tempelbezirk. Gegen eine kleine Spende lassen sie sich gerne photographieren. Die drei hier sind gut drauf und hatten grade ein Pfeifchen geraucht. 

Wir durften miterleben, wie die in gelb - roteTücher gehüllten Leichen zu den Verbrennungsstätten getragen werden. Vor der Verbrennung bespritzt man die Leiche mit dem Wasser des heiligen Flusses oder wäscht die Füße darin. Die Leiche wird dann auf den Scheiterhaufen gelegt. Stirbt der Vater, umschreitet der älteste Sohn den Leichnam fünfmal im Uhrzeigersinn ,entsprechend der heiligen Zahl fünf, die im Hinduismus die fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Wind und Äther symbolisiert.  Danach entzündet er mit einem in flüssiger Butter getränkten Strohbüschel den Scheiterhaufen in der Nähe des Kopfes. Die Familie und Freunde des Toten bleiben während der Verbrennung der Leiche in der Nähe, während ein Mann in weißem Gewand mit einem Stock, den Scheiterhaufen immer wieder so richtet, dass alles verbrennt. Die Füße des Toten stehen zunächst etwas über den Scheiterhaufen hinaus und werden dann bei fortschreitender Verbrennung in das Feuer geklappt. Nach etwa vier Stunden ist die Leiche verbrannt. Die Asche und unvollständig verbrannte Scheite werden in den Fluss geschoben. 

Angehörige der Verstorbenen übergeben nach einigen Tagen der seelischen Reinigung, Opfergaben an den Fluss.

Wir haben uns viel Zeit genommen, diese Riten von der gegenüberliegenden Seite des Bagmati zu beobachten, ohne die Rituale zu stören.

Für mich ein echtes Highlight war das morgendliche Yoga im Shree Sawar Meditation and Yoga Center. Sehr authentisch treffen sich hier Einheimischen morgens um 6.30 Uhr zum Hatha Yoga. Am ersten Morgen waren nur Männer da. Sie haben mich sehr freundlich aufgenommen. Es waren Guides, die sich jetzt, in der trekkingfreien Zeit, zum Yogalehrer ausbilden lassen. Es herrschte eine wunderbare gelassene Stimmung. Ich habe ihnen erzählt, dass man in Deutschland nur wenige Männer beim Yoga sieht. Das wollten sie kaum glauben. Die Stunden beginnen zunächst mit Stimmübungen und Mantrasingen. Irgendwie muss ich in mich hinein lächeln, wie die Guides hinter mir, mit grossem Enthusiasmus die Mantras mitschmettern. In der Abschlussmeditation sind sie fast alle, deutlich an den Geräuschen erkennbar, eingeschlafen.

Unglaublich wie schnell Männer komplett entspannen können.

Das Essen in Kathmandu darf nicht unerwähnt bleiben. So gut wie hier, haben wir noch nie vegetarisch gegessen. Dazu noch ein Everest Bier oder Lassi und ein sattes Grinsen ist garantiert.

In den 4 Tagen Kathmandu, haben wir uns zunehmend mit dem "Chaos" angefreundet. 

Wir freuen uns auf Europa, sind aber doch traurig Asien zu verlassen. Die extrem freundliche und zuvorkommende Art der Nepalesen macht es uns nicht leichter.

Nach Nepal werde ich auf jeden Fall wiederkommen.

Zum Abschied ragen noch ein paar Berge des Himalaya aus den Wolken heraus. 

Unsere Gedanken schweifen jetzt aber nach Istanbul, von wo aus wir hoffentlich in ein paar Tagen mit unseren Motorrädern weiter fahren können.